Schüler*innen helfen in der Vesperkirche
| von Teresa Endres
Soziales Engagement im Rahmen des Religionsunterrichts
Wenn wir durch die Straßen laufen, ignorieren wir sie meistens. Möglichst schnell vorbeilaufen, ohne hinzuschauen. Dabei vergessen wir immer wieder, dass auch sie Menschen sind, mehr sogar: unsere Mitmenschen, mit ihren eigenen Geschichten, Erfahrungen, stark geprägt durch Schicksalsschläge.
Heute haben wir, sieben Schüler*innen aus den katholischen und evangelischen Religionskursen der Kursstufe, von Frau Endres und Frau Scheuffele, die Möglichkeit bekommen, mit Menschen in Austausch zu kommen, denen wir im Alltag in dieser Form nicht begegnen. In der Vesperkirche bekommen Bedürftige von Mitte Januar bis Anfang März sieben Wochen lang ein warmes Mittagessen, Vesperpakete und warme und kalte Getränke. Dies wird ihnen von Mitarbeiter*innen der evangelischen Kirche und ehrenamtlichen Helfer*innen serviert. Das Angebot der Vesperkirche kann von Obdachlosen, von Menschen, die nur ein geringes Einkommen haben oder die von Altersarmut betroffen sind, genutzt werden.
Nach einer Einweisung begann unsere erste Schicht damit, Brote mit Käse und Wurst zu belegen, die die Gäste der Vesperkirche später als Vesper mitnehmen können. Dann ging es an die eine weitere Arbeit: Jedem*r von uns wurden zwei Tische zugeteilt, die man bedienen musste. Wenn ein Gast mit seinem kleinen Kärtchen gewunken hat, ging man an den Tisch und fragte, welches Menü er*sie haben wollte – vegetarisch oder mit Fleisch. Das Essen holte man dann an der Essensausgabe ab und brachte es an den Tisch zurück. Als die Vesperkirche gegen Mittag immer voller wurde und einige Engpässe mit dem Essen dazu kamen, wurde die Arbeit ein bisschen stressiger. Man merkte, dass sich in wenigen Fällen die Ungeduld und das Unverständnis der Besucher steigerte. Oft wurden wird gefragt, warum denn die anderen schon Essen bekommen haben, aber sie nicht. Im Gesamten waren die Gäste aber sehr nett und dankbar dafür, ein warmes Essen zu bekommen und wie in einem Restaurant bedient zu werden, was sie sich ja eigentlich nicht leisten können.
Bevor ich in die Vesperkirche kam, konnte ich noch überhaupt nicht einschätzen, was mich erwarten würde. Wir wurden davor zwar schon darauf aufmerksam gemacht, dass die Menschen manchmal auch etwas direkter sein könnten, aber ich habe davor überhaupt nicht verstanden, um was es da geht. Sie machen das nicht, weil sie unfreundliche Menschen sind. Sie machen das, weil es wirklich um ihr Überleben geht, weil die meisten danach gar nicht wissen, wann sie das nächste Mal etwas zu essen bekommen. Jede*r Mitarbeiter*in der Vesperkirche gibt am Ende des Tages seine Schürze ab, zieht seine warme Winterjacke an und geht schnellstmöglich in sein warmes Zuhause. Dort macht man sich vielleicht noch einen kleinen Snack, bevor dann warm zu Abend gegessen wird. Ich glaube, dass auch nur dieser eine Tag eine ganz besondere Erfahrung für uns Schüler*innen war und nicht nur unseren Blickwinkel erweitert hat, sondern dass uns auch bewusst wurde, was für ein Privileg wir haben, so leben zu dürfen, wie wir das tun.